Praktikumsbericht: Humboldt Forum Berlin, Sommer 2022
Im Sommer 2022 hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen eines Pflichtpraktikums fast 3 Monate in verschiedene Arbeitsgebiete im Humboldt Forum in Berlin, hauptsächlich des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, reinzuschnuppern.Das Interesse für ein Praktikum entstand für mich während der Berlin Exkursion des Studienganges im März 2022. Unsere Gruppe konnte an einer Führung durch das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst teilnehmen, die neben den inhaltlichen Aspekten zu den Ausstellungen auch die weitergefassten Themen der Dekolonisierungs- und Restitutionsdebatten oder die Positionierung des Humboldt Forums innerhalb dieser aufkommen ließ.
Es war für mich als Ethnologin spannend zu sehen, wie in die Ausstellungskonzeptionen der Museen scheinbar verschiedene Ansätze aus der kritischen Auseinandersetzung mit ethnographischen Objekten und Materialität aus der Ethnologie eingeflossen sind, wie schwer es jedoch für uns als Besucher*innengruppe war, die Botschaften dahinter zu verstehen oder gar so wie vermutlich durch die Kurator*innen angelegt zu interpretieren. Es war sehr viel Raum für alternative Interpretationen, welche die Diskussionen um die angemessene Beachtung dekolonialer Museumspraktiken noch verstärkte. Ich sah meine Chance, durch ein Praktikum nähere Einblicke in genau diese Herausforderungen im Umgang mit aktuellen fachlichen und öffentlichen Debatten um gute Museumspraxis zu erhalten – und wurde nicht enttäuscht.
Mein anschließendes Praktikum in der Direktion der beiden Museen gewährte mir vielfältige Einblicke in unterschiedlichste Arbeitsgebiete, angefangen bei der Restauration, Sammlungspflege und -beforschung, über Ausstellungsgestaltung und Objekt-Einbringungen für die bevorstehende Teileröffnung im September 2022, bis hin zu Vermittlungsangeboten und deren kooperativen Entwicklung.
Das Highlight des Praktikum war für mich die Eröffnung des Ostflügels des Humboldt Forums Ende September, die ich ab meinem ersten Tag sowohl inhaltlich als auch administrativ mit vorbereiten durfte und zu der mich meine Mutter schließlich auch in Berlin besuchte – eine Gelegenheit, bei der sie unter anderem die schönen Fotos für diesen Bericht geschossen hat (danke!).
Im Rahmen der Eröffnung konnte ich mich inhaltlich etwa sowohl von fachlicher als auch politischer Seite aus mit Restitutions- und Provenienzfragen beschäftigen, besonders mit der Frage um die Zukunft der Benin-Bronzen, die sich zum Zeitpunkt der Ausstellungsplanung noch im Besitz des Ethnologischen Museums befunden haben, hatte die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Vermittlungsteam und zwei Vermittler*innen aus Benin-City an einem Vermittlungskonzept für ebendiese mitzuwirken und lernte einige der nationalen und internationalen Kooperationspartner*innen der beiden Museen kennen. In der Woche vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung hatte das Humboldt Forum diese Kooperationspartner*innen nämlich zu einem gemeinsamen Workshopprogramm eingeladen, in welchem über zukünftige Formen der Zusammenarbeit und andere, für die Partner*innen relevanten Themen diskutiert und gearbeitet werden konnte. Teile der Ergebnisse dieser Workshops wurden dann am Ausstellungswochenende als Publikumsprogramm präsentiert – und werden seither gemeinsam mit den Partner*innen weiterentwickelt.
Neben sehr spannenden Einblicken zu Wünschen und Bedürfnissen gegenüber dem Humboldt Forum als primäre Museums-Institution hat sich aus dieser Workshopwoche auch eine weitere „zukünftige Zusammenarbeit“ entwickelt; ausgehend von meinen thematischen Einblicken und den vielfältigen Kontakten, die ich vor Ort knüpfen konnte, ergab sich für mich die Möglichkeit über eines der darauf aufbauenden Projekte meine Masterarbeit zu verfassen. Alles in allem war das Praktikum für mich daher eine sehr schöne Zeit, mit spannenden Projekten, die mir geholfen hat, meine theoretischen Zugänge zum Thema Dekolonisierung durch praktische Erfahrungen kritisch zu hinterfragen und den Fokus für meinen weiteren Weg zu schärfen.
Vielen Dank an alle Beteiligten für diese Möglichkeit!
Cindy Cupryk, August 2023