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Die Institutionalisierung der Provenienzforschung in Deutschland

Seit 2021 beschäftigt sich das Dissertationsprojekt mit den Institutionalisierungsprozessen der Provenienzforschung in Deutschland für den Zeitraum 1990 bis heute. Besondere Beachtung finden dabei die Kultur- und Erinnerungspolitiken von Bund und Ländern.

Projektbeschreibung

Der Begriff „Provenienzforschung“ (Die Untersuchung der Erwerbsgeschichte von Kunst- und Kulturobjekten) hat in den letzten 10 Jahren in Deutschland eine bemerkenswerte Konjunktur erfahren. Ursprünglich begann die Institutionalisierung der staatlich organisierten Provenienzforschung mit der Erforschung der kriegsbedingten Verluste des Deutschen Reiches, vor allem durch sowjetische Trophäenbrigaden. Heutzutage beschäftigt sich die Provenienzforschung in Deutschland vor allem mit Objekten, die Privatpersonen durch die Rechtsvorgänger der heutigen Bundesrepublik Deutschlands (Deutsches Reich, DDR) unrechtmäßig entzogen wurden. Dabei stehen die historischen Gewaltkontexte wie Nationalsozialismus, der SBZ/DDR und der Kolonialismus im Vordergrund. Da Betroffene und deren Hinterbliebene im Regelfall keine rechtlichen Ansprüche auf Erforschung der Provenienz oder auf Rückgabe haben, handeln Bund und Länder im Rahmen einer „moralischen Selbstverpflichtung“.

Seit 1990 haben sich die Aufgabenbereiche und Institutionen der Provenienzforschung auf Bund- und Länderebene stetig weiterentwickelt bis hin zu dem Punkt, dass sie für absehbare Zeit zur „kulturellen Grundausstattung“ Deutschlands gezählt werden kann. Die gegenwärtig zentrale Servicestelle für Provenienzforschung ist das 2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg.

Dieser fortschreitende Institutionalisierungsprozess wird durch das Dissertationsprojekt nachvollzogen und kontextualisiert. Dabei werden zum einen die damit verknüpften deutschen Erinnerungs- und Kultur(außen)politiken untersucht, und zum anderen die Korrelationen der Institutionalisierung mit Diskursen in der Öffentlichkeit und der Wissenschaft analysiert.

Im Jahr 2023 soll die Erhebung der Empirie abgeschlossen werden.